Auswirkungen auf Häuser


Auswirkungen eines dauerhaft hohen Grundwasserspiegels auf die Bauwerke im Bereich Delmenhorst Deichhorst / Mitte / Adelheide


Vorwissen


Durch die Aufhebung der Grundwasserförderung durch die SWD kam es, abhängig von der Höhenlage, in den oben genannten Bereichen zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels von 1,0 m unter dem Bodenniveau und bis zu 0,2m über dem Bodenniveau. In Folge kam es in dem betroffenen Gebiet zu umfangreichen Schädigungen an Häusern durch Wassereinbruch, Vernässung und Bodensenkungen. Auf Anfrage nach der Haftungsverantwortung wurde einigen Bürgern durch den Geschäftsführer der SWD mitgeteilt, dass sie falsch gebaut hätten und somit selber für Ihre Schäden aufkommen müssten. Hätten sie z.B. Ihre Keller mit einer „Weißen Wanne“ gebaut, wären diese Schäden nicht aufgetreten. In den folgenden Ausführungen wird erläutert, warum diese Aussage aus mehreren Gründen falsch ist.
Bei dem Bau eines Hauses ist der Bauherr dazu angehalten, die wasserabhaltenden Maßnahmen entsprechend dem höchsten anzunehmenden, dauerhaften Grundwasserstand anzupassen, wobei die Stände mehrerer vorangegangener Jahre zu berücksichtigen sind. Der Kellerbau mit einer weißen Wanne schützt dabei auch vor leicht drückendem Wasser. In Delmenhorst gestaltet sich die Situation aber folgendermaßen:


Folgen des Grundwasserhochstandes für Häuser


Das Grundwasser wurde schon lange vor dem Bau der meisten Häuser gehoben und es war für die Bauherren und Architekten nicht abzusehen, dass es in weiter Zukunft auf einen, fast einer Überflutung gleichzusetzenden Level ansteigen würde. Dies ergibt sich erst als Folge der 100jährigen Förderung und der damit verbundenen Geländeabsenkung um bis zu 0,5m sowie der Bodenstrukturänderungen. Auch die untere Wasserbehörde ging seinerzeit von einem maximalen Anstieg des Grundwasserpegels von 0,4 m aus – es wurden dann knapp 1,4 m.
Eine Weiße (oder auch schwarze) Wanne soll nach aktueller Baunorm für eine Lebensdauer von min. 50 Jahren ausgelegt sein, diese Normen gibt es in der bestehenden Form aber erst seit den 80er Jahren – die meisten betroffenen Häuser wurden aber in den 30er bis 60er Jahren errichtet, so dass einerseits die entsprechenden Kenntnisse noch nicht im heutigen Umfang vorhanden waren, andererseits selbst bei Bau nach geltender Norm
die meisten Häuser ihre 50 Jahre schon bei weitem überschritten haben. Aber auch diese Fakten sind nicht alleine ausschlaggebend, wie wir sehen werden.


Durchfeuchtung der äußeren Bodenwanne


Steigt nun der Grundwasserspiegel, kommt es zuerst zu einer Durchfeuchtung der äußeren Bodenwanne, die auch wenn sie im Kern dicht ist, Feuchtigkeit aufnimmt und, wenn keine Möglichkeit des Abtrocknens gegeben ist, nach oben über die Kellerdecke an die oberirdischen Außenwände weiterleitet. Hier kommt es dann zu Vernässung und Schimmelbildung, was in der Regel schon dazu ausreicht, ein Haus auf Dauer unbewohnbar zu machen. Des weiteren bilden sich im Mauerwerk durch im Wasser angelöste Mineralien Kristalle, welche das Mauerwerk aufspalten und über längeren Zeitraum undicht werden lassen – am bekanntesten sind die sogenannten Salpeterauswaschungen.


Druck von unten


Steigt jetzt das Grundwasser längerfristig auf den in Delmenhorst 2011/2012 erreichten Stand, kommt es zu verschiedenen Effekten.

Da die im Boden liegende Kellerwanne als Hohlkörper ca. 2,0m im Wasser liegt, erzeugt sie bei z. B. einer Kellergrundfläche von 100 qm einen Auftrieb von 200 Tonnen (!). Dieser enormen Kraft muss das Gebäude mit seinem Eigengewicht entgegenwirken um Verschiebungen zu vermeiden. Das Eigengewicht der wenigsten Häuser reicht jedoch dazu aus!!! Sollte das Eigengewicht ausreichen, sind dennoch die meisten Fundamente nicht für einen Druck von 2t/qm ausgelegt, so dass es hier zu Rissen und Ausstanzungen kommt.


Statik ist gefährdet!


Neben den Auftriebskräften wirkt auch ein enormer Wasserdruck auf die Aussenwände der Boden-wanne.

Überschreitet dieser Druck die statische Grenzwasserlinie, welche sich in ca,1,5-1,8 m Höhe befindet, ist die Statik der Wände gefährdet und es kommt zu Rissen, Brüchen und Schiefstellungen, was in einem Verlust der Bausubstanz endet.


Aufschwimmen oder Wassereinbruch!


Es gibt also 2 mögliche Szenarien:

1. Das Aufschwimmen / Abrutschen des Hauses, was auch zu einer Beschädigung der zumeist unter der Erde eingeführten Ver- und Entsorgungsleitungen führt.

2. Die Zerstörung der Bodenwanne mit Wassereinbruch.

In beiden Fällen kann nur durch eine rechtzeitige Flutung der Bodenwanne entgegengewirkt werden, wodurch ein ausgleichender Innendruck entsteht, was jedoch nur für kurzfristige Überflutungen in Betracht kommen kann, da in solch einem Fall die Versorgungsleitungen für Strom und Gas stillgelegt werden müssen.