Grafttherme?


Was hat der Bau der Grafttherme mit der Schließung des Wasserwerkes in der Graft zu tun?


2003


Im Jahr 2003 wird das Schwimmbad Delfina den Stadtwerken übertragen. Eine Sanierung des Bades wird vom Rat angestrebt.


2004


Für das Schwimmbad soll eine Machbarkeitsstudie zur Frage “Neubau- oder Sanierung“ erstellt werden. Eine Arbeitsgruppe zur Zukunft des Schwimmbades wird gebildet. Das Ergebnis: Neubau 10 Mio. Euro und Sanierung 8,5 Mio. Euro. Die Arbeitsgruppe plädiert für einen Neubau.


2005


Trotz kurzfristig herbeigeführten SPD-Parteitagbeschluss pro Sanierung, stimmen am 24.05.2005 vier abgeworbene SPD Ratsmitglieder mit der Gruppe CDU/FDP/Unabhängige und Grüne in einem Basisbeschluss gegen die SPD-Fraktion für einen Schwimmbad-Neubau. Am 31.10.2005 fasst der Rat auf Antrag der SPD und FDP einen Beschluss gemäß Ratsbeschluss vom 24.05.2005 zum Standortentscheid:

Das neue Schwimmbad soll am alten Standort gebaut werden. Der Rat begrenzt den Zuschuss der Stadt für das Schwimmbad auf 1,5 Mio. Euro, auch um die Kosten für den Schwimmbadneubau zu begrenzen.


2007


Ein 20 Mio. Euro teures überdimensioniertes Schwimmbad soll gebaut werden. Das Architekten-Büro „geising & böker“ stellt das Projekt Schwimmbad-Neubau dem Rat vor und spricht von einem jährlichen Zuschussbedarf in Höhe von 2,4 Mio. Euro. Er weist darauf hin, dass - wegen des Sonneneinfalls des Bades - das DLRG Heim abgerissen und an anderer Stelle (Sportbereich) neu aufgebaut werden muss.


2008


Die Basisplanung und das neue Anforderungsprofil für den Schwimmbad-Neubau wird beschlossen. Der Rat beschließt außerdem, dass der Beschluss des Rates, der den jährlichen Zuschuss für das neue Bad auf 1,5 Mio. Euro begrenzt, aufrecht erhalten bleibt. Wenig später übernimmt die Stadt jedoch die Bürgschaft für die gesamte Neubausumme in Höhe von 22,7 Mio. Euro und führt den 1,5 Mio. Euro Zuschussbeschluss ad absurdum. Die SWD GmbH gründet als Tochterunternehmen die BAD Bäderbetriebsgesellschaft mbH.


2009


Der Bau des neuen Schwimmbades steht an, er soll ungeschützt mitten ins Trinkwassereinzugsgebiet gebaut werden. Damit die Stadtwerke die Schutzmaßnahmen in Höhe von 800.000 Euro sparen können, muss das Trinkwassereinzugsgebiet vorzeitig aufgehoben und das alte Wasserwerk in der Graft stillgelegt werden.

SWD Geschäftsführer Salmen schlägt vor, in der Graft ein kleines neues Wasserwerk zu bauen, oder das fehlende Trinkwasser fremd einzukaufen, wobei der GF Salmen den Einkauf empfohlen hat. Erstmals wird dem SWD Aufsichtsrat ein Teil der Meyer-Expertise aus dem Jahr 2003/2004 zur „Neuaufstellung der Trinkwasserversorgung“ vorgelegt.

Die Folgen der Stilllegung der Wasserförderung in der Graft wurden in dieser Expertise und einem beigefügten Schreiben deutlich beschrieben. TROTZDEM entscheidet sich der Aufsichtsrat der Stadtwerke und die Gesellschafterversammlung (Vorsitz Oberbürgermeister de La Lanne) gegen den Bau eines kleinen Wasserwerks (lt. Vorlage 1,8 Mio. Euro Anschaffungskosten). Beschlossen wird der Einkauf von 900.000 cbm Trinkwasser beim OOWV.

 

Die Gründe:

  • Schutz des Eigenkapitals der SWD
  • die 2008 beschlossene Graftbogenplanung (ein Nobelhotel sollte auf dem Gelände des Wasserwerks „An den Graften“ als Ergänzung für die überdimensionierte Grafttherme gebaut werden,
  • sowie der Humingehalt im Grundwasser der Graft. (Mit modernster Technik sehr gut abbaubar).

Mit dieser Entscheidung ist der Weg frei um das bisherige Trinkwassereinzugsgebiet in der Graft vom Rat vorzeitig aufheben zu lassen.

Die Fachpolitiker erkundigen sich im Vorfeld des Aufhebungsbeschlusses nach den Folgen der Aufhebung des Wassereinzugsgebietes bei Vertretern der Unteren Wasserbehörde. Sie erhalten die Auskunft: „Das Grundwasser würde 40 cm ansteigen und das sei gut für die Natur.“ Fakt ist:

Der tatsächliche Anstieg war ca. 1,40 cm.

So wird das Trinkwassereinzugsgebiet aufgehoben.

Danach wird die Baugenehmigung für den Schwimmbadneubau erteilt. Die Bagger rollen im April an und innerhalb von 2 Monaten ist das Hotel an den Graften abgerissen. Zurück bleibt eine Freifläche, die Teil des Planungskonzeptes „Graftbogen“ wird.


2010


Das alte Delfina wird abgerissen: Baubeginn des Schwimmbadneubaus „nun nicht mehr im Trinkwassereinzugsgebiet und ohne teure Auflagen“.

Der Wasserturm, das Wahrzeichen der Stadt verliert ausgerechnet zum 100 Geburtstag seine Funktion als Druckgeber, aufgrund der veränderten Wasserversorgung.

Bisher waren die Stadtwerke Pächter des Wasserturms und zahlten jährlich 26.000 Euro Pacht an die Stadt Delmenhorst. Vor einigen Jahren heißt es, so die Stadt noch ca. 600.000 Euro in die Funktionsfähigkeit des Wasserturms investiert haben. SWD feiert sehr üppig 125 Jahre Gasversorgung und 100 Jahre Trinkwasserversorgung in Delmenhorst. Es sollte ein „würdiger“ Abschied vom Wasserwerk in der Graft werden.


2011


Am 21.01.2011 wird der Betrieb des Wasserwerks in der Graft eingestellt.

Im August wird die Grafttherme eröffnet.